Montag, 18. Juli 2011

Excuse me...

Der Service unfreundlich, die Wartezeiten zu lang, die Musik zu laut, das Essen zu kalt oder die Toiletten verschmutzt... es gibt unzählige Gründe, warum man mit dem Besuch in einem Restaurant, einer Bar, einem Café oder auch einem Lieferdienst nicht zufrieden sein kann. Fakt ist manchmal eben auch leider: es schmeckt einfach nicht! Aber was nun - Klappe halten und fortan diese Lokalität meiden oder aber dezente Kritik walten lassen? Und wenn ja, wann und wo und was und wem gegenüber?


In der aktuellen Ausgabe von DelikatEssen ist darüber ein Artikel verfasst worden - "Hat's Geschmeckt?". Er gibt mir zwar keine wirkliche Antwort auf die Frage "wie übe ich Kritik" (im Sinne von, was kann ich beim Kellner bemängeln und wie drücke ich das am nettesten aus?), aber er lässt mich immerhin auf ein weiteres Problem stoßen: Der Autor kritisiert die mangelnde Fairness im neuen Medienzeitalter der weltweit verfügbaren Bewertungsportale und Restaurant-Blogs und bemängelt, dass Kritik dort für immer und ewig zugänglich und deswegen "niemals gerechtfertigt" sei.
Das ließ mich doch ziemlich stutzen - ich selbst bin ein überzeugter Freund sämtlicher Bewertungsportale - ob vor der nächsten großen Elektro-Investition, dem nächsten Urlaub oder dem nächsten Buchkauf, ich bin dankbar für jeden ausführlichen Erfahrungsbericht meines "Haben wollen"-Objektes.
Klar, jede Kritik, egal ob für Restaurant, Friseur, Hotel oder das neueste Handy und egal ob gerechtfertigt oder nicht, ist ein Risiko für den Betreiber bzw. das Unternehmen. Jeder muss für sich persönlich überlegen, wie viel er aus solchen persönlichen Bewertungen für sich selbst übernimmt, was zu ihm passt, ob er eventuell genauso pingelig oder ihm beispielsweise laute Rockmusik lieber als dezente Fahrstuhlmusik ist. Ein Beispiel: Wir waren im letzten Jahr in einem neuen Hotel und sahen manche Sachen die halt noch nicht perfekt organisiert waren, nicht so kritisch. Ein Paar, das zur gleichen Zeit dort urlaubte, führte in ihrer Bewertung jedes klitzekleine Detail auf.
Mal ganz abgesehen von dem Nutzen für den Verbraucher bergen diese Online-tools doch auch ganz viel Potential für die Wirte (um mal beim Beispiel Restaurantkritik zu bleiben)! Sie müssen sie nur lernen, richtig anzuwenden - und in einen (wenigstens medialen) Dialog mit ihren Gästen treten.
Ich kann der Meinung des Autors in dieser Hinsicht überhaupt nicht folgen - Klar ist es am besten, auch den Wirt irgendwie über den unerfreulichen Besuch in seinem Lokal aufzuklären (aber wie formuliere ich das?), aber warum sollte man seinen Mitmenschen seine schlechten (wie auch positiven!) Ess-Erlebnisse verwehren? Jeder Online-User weiß doch, dass dies die ganz persönliche Meinung des Gastes am Tag x war und nicht für die Gesamtheit der Besuche gilt - dies widerlegen meist schon weitere Beiträge über das bestimmte Lokal...
Vielleicht ist der Autor einfach kein Freund der neuen Medien? Oder fürchtet er um die Legitimation der Existenz seines Auftraggebers - ein Printerzeugnis, das eigentlich genau dasselbe wie die zahlreichen Online-Bewertungspootale tut, nämlich Restaurants, Bars & Co. testen - nur eben analog und nicht so "unprofessionell"?
Ich für meinen Teil weiß, dass ich weiter über meine speziell vegetarischen Erfahrungen hier berichten werde - beispielsweise vergangenes Wochenende: Nach einer Stunde Verspätung traf endlich unser (eigentlich vegetarisches) Gericht vom Lieferdienst ein. Die Wartezeiten am Wochenende sind wir mittlerweile gewohnt, aber was ganz ganz mies war: anstatt dem erwarteten Tofu, enthielt das Gericht Garnelen... für einen Vegetarier wie mich einfach ungenießbar. Klar, kann so etwas passieren und es ist auch kein Weltuntergang, aber über so etwas kann man seine vegetarischen Mitstreiter informieren, oder etwa nicht??? Wir haben auf jeden Fall erstmal mit dem Besitzer telefoniert und unser Problem erklärt - und bekamen prompt einen Gutschein als Ersatz. Der Geschmackstest wird also noch folgen...

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